1.8.2023

Ansprache zur Nationalfeier

Anlässlich der Nationalfeier vom 31. Juli im Strandbad Buochs-Ennetbürgen durfte ich die Festansprache halten. Es war mir eine grosse Freude, dabei zu sein.

Geschätzte Damen und Herren, liebe Gäste

Sie hat 362 Kilokalorien, sie ist gemacht aus Rindsfleisch, Schweinefleisch, Rückenspeck, Gewürze und Salz. Und sie fehlt an keinem 1.August-Fest. Von was rede ich meine Damen und Herren? Natürlich von dem Cervelat. Der Cervelat ist im Zusammenhang mit dem ersten August erstmals 1891 erwähnt worden. Also bei der ersten Nationalfeier. Der Cervelat ist für uns Schweizerinnen und Schweizer Tradition pur und wir essen sie gerne. Pro Jahr und pro Person werden in der Schweiz 21 Cervelats gegessen.

So meine Damen und Herren, das war ein erster wichtiger Punkt, was unseren 1. August betrifft. Es freut mich, heute hier zu sein und ich begrüsse sie recht herzlich auch von meiner Seite. Schön, dass wir heute an dieser Nationalfeier zusammen sind.

Der erste August hat sehr viele Traditionen. Nebst der Cervelat gehören die Lampions, das Feuerwerk, der erste August Brunch oder auch die Schweizer Flagge dazu. Und diese Traditionen haben wir gerne. Der erste August ist aber vor allem darum auch wichtig, weil wir zusammen sein können. Wir brauchen uns gegenseitig. Wir brauchen die Nähe und wir brauchen den Austausch untereinander. Gerade besonders in einer Welt, die immer virtueller, schneller und unübersichtlicher wird. Wo man nicht mehr weiss, ob etwas wahr oder falsch ist.

Unsere Gesellschaft polarisiert sich und das auch aufgrund von Social Media. Mir kommt es manchmal vor, als ob es nur noch schwarz oder weiss gibt auf dieser Welt. Und dadurch ist unsere Gesellschaft auch eine Spur kälter geworden. Das kann es nicht sein. Wir alle brauchen einander. Wir brauchen einander, um Sorge zu tragen zu dieser Welt, in der wir leben. Wir leben in einem wunderschönen Ecken von diesem Land und dieser Welt. Und wenn man das anschaut, dann muss man sagen, dass wir vermutlich zu den fünf Prozent der Welt gehören, die am meisten privilegiert sind.

Es geht uns gut. Wir haben keinen Krieg. Wir haben keinen Hunger und wir leben in einer Demokratie. Und diese Demokratie muss geschützt werden. Ich für mich kenne keine andere Staatsform, welche für eine Gesellschaft so gut ist, wie die Demokratie. Diese ist 1848 mit der Bundesverfassung entstanden und war die erste Demokratie in Europa.  

Demokratie bedeutet, dass jede und jeder Einzelne mitreden und mitgestalten darf, also sie, ich und wir alle. Das ist der eine Teil. Wir haben sehr viele Rechte, verlässliche Institutionen, aber gleichzeitig haben wir auch die Pflicht, dass wir teilnehmen. Sei es nur schon, dass wir bei jeder Abstimmung den Stimmzettelausfüllen und in die Urne legen.

In meinem Alter, so um die 30, haben mir auch schon Kollegen gesagt: Hast du nichts Besseres zu tun, als zu politisieren? Ich bin seit meinem 16. Lebensjahr in der Politik und ich habe gemerkt, wie man effektiv etwas bewegen kann. Wie man Verantwortung übernimmt und für das Leben lernt. Das zeigt sich in meiner Arbeit als Gemeinderat in Ennetbürgen und auch als Landrat. Das Traurige ist aber, dass es wenige in meinem Alter sind, die effektiv politisch tätig sind. 35% der Nidwaldnerinnen und Nidwaldner sind jünger als 34. Mit anderen Worten: Wir sollten viel besser im Parlament und in den Räten vertreten sein. Wir sind die Zukunft und alle Entscheide, die heute getroffen werden, haben direkten Einfluss auf uns. Für die Jungen bedeutet das; Ärmel nach hinten krempeln und Gas geben und für die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger habt Vertrauen und gebt den Jungen eine Stimme. Wir brauchen Alt und Jung.

In der Politik lernt man, verschiedene Meinungen zu akzeptieren und allen zuzuhören. Und das ist etwas, dass wir in diesem Moment besonders brauchen. Man darf eine andere Meinung haben, wegen dem sollte man nicht direkt verurteilt werden. In der Diskussion sind die diversen Meinungen wichtig, aber genauso wichtig ist die Tonalität. Wenn man nur immer auf Social-Media negative Kommentare hinterlässt, wenn sich jeder nur in seine eigene Blase verabschiedet, dann haben wir es plötzlich schwierig, eine Gemeinschaft langfristig gesund zu behalten.

Darum meine Botschaft an Sie, meine Damen und Herren: das ganz persönliche zusammenkommen, wie heute Abend ist sehr wichtig. Wir können zusammen feiern, festen, zuhören und diskutieren und wir können es schön haben zusammen. Und das bringt auch etwas für morgen und übermorgen, wenn wir wieder alle mit unseren eigenen Sachen beschäftigt sind.

Eine stabile Gemeinschaft ist auch eine Gemeinschaft, die sich bewegt und agil ist. Nur Tradition allein, ist zu wenig. Wir brauchen auch die grosse Offenheit gegenüber neuen und anderen Ideen. Diese können entscheidend sein, dass wir die heutigen und die künftigen grosse Probleme lösen. Wir brauchen auf der einen Seite die Nähe zueinander, das Verständnis und das offene Ohr füreinander. Auf der anderen Seite müssen wir die neuen Ideen, Möglichkeiten und neue Denkansätze aufnehmen, damit wir Lösungen finden, für die Brocken von Problemen in unserem Land und dieser Welt. Denn ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam mehr können als jeder Einzelne für sich allein. Es braucht die Offenheit und es braucht aber die Traditionen, die wir in Nidwalden und der Schweiz leben. Diese Mischung ist das Erfolgsrezept.

Und meine Damen und Herren, ganz am Anfang habe ich das Rezept der Cervelat erzählt. Ich möchte sie jetzt nicht davon abhalten, die nächste Cervelat zu holen. Beissen sie rein, geniessen sie es und feiern wir gemeinsam den Geburtstag unserer Schweiz, vielen Dank.  

 

 

31.07.2023 / MR

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