27.5.2025
Der Mangel an Hausärztinnen und Hausärzten beschäftigt die Schweizer Politik schon seit vielen Jahren. Gerade in den ländlichen Gebieten präsentiert sich die Situation besonders dramatisch. Es wird immer schwieriger, die medizinische Grundversorgungsicherzustellen. Hinzu kommt, dass ungefähr jeder sechste der aktuell praktizierenden Hausärzte das Pensionsalter bereits erreicht hat. Das nationale Parlament scheint den Handlungsbedarf erkannt zu haben. Es hat in der Frühlingssession 2025 entscheiden, dass die Tarife zugunsten der Hausarztmedizin angepasst werden sollen. Zugleich müssen aber auch die Kantone ihre Verantwortung wahrnehmen und den Hausärztinnen und Hausärzten attraktive Rahmenbedingungen bieten. Der Kanton Nidwalden scheint besonders gefordert zu sein: Ein Bericht des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums aus dem Jahr 2022 hält fest, dass der Versorgungsgrad für die Allgemeine Innere Medizin in Nidwalden bei 92 Prozent liegt. Damit bildet Nidwalden unter den Zentralschweizer Kantonen das Schlusslicht. Im Kanton Obwalden beträgt der Versorgungsgrad beispielsweise 106 Prozent.
Debatte über den Hausarztmangel in Nidwalden anstossen
Mit ihrer Interpellation stossen die Mitte-Landräte Mario Röthlisberger (Ennetbürgen), Jvo Eicher (Dallenwil)und Roland Kaiser (Ennetmoos) eine Debatte über die Zukunft der Nidwaldner Hausärztinnen und Hausärzten an. So wollen sie vom Regierungsrat unter anderem wissen, wie er den Hausarztmangel beurteilt und welche Massnahmen er ergreift, um die Grundversorgung der Bevölkerung auch in Zukunft zu sichern. In ihrem Vorstoss weisen Sie zudem auf das Luzerner Curriculum Hausarztmedizin hin. Der Kanton Nidwalden beteiligte sich an diesem und sprach im Jahr 2017 einen Objektkredit von CHF 256'000. Der Regierungsrat soll aufzeigen, welchen Nutzen das Curriculum dem Kanton Nidwalden gebracht hat. Ferner fällt nach Ansicht der drei Mitte-Landräte der Kanton Uri mit innovativen Massnahmen auf. Er hat in den letzten Jahren verschiedene Förder- und Anreizsysteme geschaffen, mit welchen dem Hausarztmangel entgegengewirkt wird. So wurden mit «uriMed» ein Ärztenetzwerk aufgebaut und das Pilotprojekt «Nurse Practitioner Uri» ins Leben gerufen. Die Interpellanten fordern den Nidwaldner Regierungsrat auf, diese Lösungsansätze ebenfalls zu prüfen.
Die Hausarztmedizin stärken
«Der Hausärztemangel wird sich in den nächsten Jahren weiter verschärfen, auch in Nidwalden», gibt sich Mario Röthlisberger überzeugt. «Deshalb müssen wir darum bemüht sein, dass es für junge Hausärztinnen und Hausärzte attraktiv ist, in unserem Kanton tätig zu sein.» Gleichzeitig gelte es aber auch, mit den anderen Kantonen zusammenzuarbeiten, um die Hausarztmedizin in der Schweiz grundsätzlich zu stärken. Es müsse gelingen, dass sich wieder mehr junge Mediziner für den Beruf als Hausarzt entscheiden. Nur so könne der Knappheit langfristig beigekommen werden.
Notfallpraxis im Kantonsspital entlasten
Der Vorstoss der Mitte-Landräte adressiert ein weiteres Problemfeld: Viele Patientinnen und Patienten suchen direkt den Notfall im Kantonsspital Nidwalden auf, obwohl der Hausarzt die sinnvollere Anlaufstelle wäre. «Dies verursacht hohe Kosten und sorgt erst noch für eine Überlastung der Notfallstelle im Spital», sagt Jvo Eicher. Im Vorstoss wird daher die Idee einer ständigen Hausarztpraxis im Kantonsspital aufgeworfen.
Nun liegt der Ball beim Regierungsrat. Mario Röthlisberger gibt sich jedoch keinen Illusionen hin: «Das Thema wird uns noch eine Weile beschäftigen, mit diesem Vorstoss alleine ist es nicht getan.» Er hofft aber auf eine lebhafte und tiefgründe Debatte. Es soll ein Ideenwettbewerb entstehen. «Wir müssen verschiedene Massnahmen prüfen und anschliessend die für Nidwalden passenden Lösungen entschieden anpacken», ergänzt Roland Kaiser.
Stans, 27.05.2025